Galerie zu Dunkelzimmer
1. Sog: Hermann wird von einem Haus im Überflutungsgebiet magisch angezogen und begegnet dem Besitzer, der es verzweifelt zu halten versucht. Sie kampieren im stromumflossenen Gebäude, und Hermann lässt sich treiben. Das bringt ihn immer weiter von der Realität weg.

2. Trollauge: Martin hat von Kindheit an einen Hang zur Magie und beschäftigt sich auch im Studium damit. Er erkennt seine Veranlagung und hat in Sibirien ein schamanisches Berufungserlebnis. Weniger und weniger versteht ihn seine Umwelt. Dann aber begegnet er Menschen, die ihm Halt geben, auch wenn ihm das nicht immer angenehm ist. Geister darf man nicht einfach machen lassen, was sie wollen, so die Lektion.

3. Der Herr der Messer: Peter hat schwere Albträume, in denen ihn die Entstellungen durch eine unendliche Kette von plastischen Operationen verfolgen. War er nicht einst ein schöner Kerl, aber was ist aus ihm geworden, als er den Traum von Weiblichkeit zu verwirklichen versucht hat?

4. Das Haus der Gegenwart: Yemin darf einen Tag und eine Nacht im Haus eines Gottes verbringen. Auch sein Gegenspieler soll angeblich am Abend zum Schachspielen zu Besuch kommen. Alles in diesem Haus ist gut geregelt, aber Yemin setzt sich über die Regeln hinweg. Wer wohnt da im Schlafzimmer Gottes? Yemin fühlt eine Gegenwart.
Zu der Novelle "Trollauge"
Dies ist die direkte Übersetzung des estnischen Wortes "tondisilm", was sehr schwach leuchtende Lampen bezeichnet. Es ist eher ein bisschen abfällig gemeint. Es steht hier als Symbol für Schummerlicht und auch als Symbol für die Wachsamkeit der Naturgeister, die von manchen Menschen durchaus als autonome Intelligenzen wahrgenommen werden. Im Zwielicht zwischen dieser Wahrnehmung und dem Bemühen, für alles eine natürliche Erklärung zu finden, bewegen sich diese Novellen, vor allem die hier genannte, denn für die Menschen der schamanischen Kulturen sind es ja Realitäten, die den Menschen mal helfen können, mal sie in Schwierigkeiten bringen, je nachdem, wie der Mensch damit umgeht.
Die schamanische Kultur ist ein Vorläufer der Psychotherapie. Die Methoden des Schamanen bestehen im Übersteigen des Alltäglichen. Ob das nun alles fauler Zauber und Täuschung ist, wie manche Völkerkundler glaubten, oder ob es sich um geschicktes und wirksames Vorgehen handelt, das die Leiden des Menschen auf der psychischen Ebene zu lindern vermag, ist wahrscheinlich wesentlich von den Beobachtungen und den vorgefassten Ansichten der Berichterstatter abhängig. Wir sehen ja auch unbehandelten Transsexuellen nicht an, was sie selber überdeutlich fühlen, nämlich die Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht. Bis Tatsachen geschaffen werden, sind wir darauf angewiesen, diesen Menschen zu glauben. Und so ist es auch im Umgang mit Geistern. Sie sind weit überwiegend subjektives Erleben, bis auf wenige Ausnahmen. Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Schamanismus und Transsexualität. Rund um die Erde gibt es Völker, die glauben, dass das Phänomen des Transgender bedeutet, dass solcher Mensch auch mit einer besonderen Gabe für den Umgang mit den Geistern befähigt ist.
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